Gestürzter Ritter, Foto: Pixabay

Unglückliche Liebe

und Sturz in den Tod - die Rittergeschichte von der Hermannsruhe

Aus dem Freundespaar Hugo von Herwartstein und Kuno von Hellenstein wurden erbitterte Feinde. Wie so oft war dabei eine Frau im Spiel. Daraus entstand die traurige Rittergeschichte von Hermann von Herwartstein und seiner geliebten Berta von Hellenstein, die sich zusammen in den Tod stürzten.

Über die Hermannruhe – eine Felsengruppe über dem Ugental, nahe beim Heidenheimer Talhof, wird eine traurige Rittergeschichte erzählt.
Auf der Burg Hellenstein, die auch heute noch das Wahrzeichen der Stadt Heidenheim ist, wohnte der Ritter Kuno mit seiner jungen, hübschen Tochter. Der Ritter Georg von Güssenburg von Hermaringen, warb schon lange um Berta - ohne auch nur ein kleines Zeichen der Zuneigung von ihr erfahren zu haben, denn sie liebte den Ritter Hermann von Herwartstein. Ihrem Vater Kuno von Hellenstein war das gar nicht recht, denn er hatte den Wunsch, die beiden Namen Hellenstein und Güssenburg zu vereinen.

So lebte Berta, das schöne Schlossfräulein, in Kummer und Sorge. Nur die Stunden, die sie mit Hermann von Herwartstein verbrachte und in denen sie ihm ihre Sorgen und Probleme anvertrauen konnte, waren glückliche Stunden für sie. So ging die Zeit dahin. Der Herwartsteiner beteuerte fast täglich seine Liebe zu Berta, aber ihr Vater hatte beschlossen, sie mit Georg von Güssenburg zu verheiraten. Beim letzten Abschied vom geliebten Herwartsteiner flossen die Tränen. Obwohl der Frühling gekommen war, konnte bei den beiden Liebenden keine Freude aufkommen.

Tags darauf zog ein stattliches Gefolge zum Hellenstein hinauf. Berta erkannte schon von Weitem ihren Geliebten, geschmückt mit dem von ihr gestickten, blau-weißen Band, der an der Spitze des Zuges ritt. Vom Burgwart gemeldet trat er in den großen Rittersaal dem festlich gekleideten Herrn von Hellenstein gegenüber. „Was führt den Ritter von Herwartstein in meine Burg, die noch nie jemand von Eurem Geschlecht betreten hat?“, fragte der Burgherr und ob er denn nicht wisse, was Herwartstein und Hellenstein trennt. Hermann war verwundert und fragte nach dem Grund der Ablehnung, worauf Kuno folgende Geschichte erzählte:

„Unter den Rittern aus Schwaben gab es ein Freundespaar, Hugo von Herwartstein und Kuno von Hellenstein. Im Kampf und bei fröhlichen Gelagen wich keiner von der Seite des andern. Zu einem großen Turnier, zu dem Graf Eberhard im Barte eingeladen hatte, zogen auch Kuno und Hugo, um einen Preis aus schöner Damenhand zu erringen. Sie kamen miteinander in Stuttgart an und sahen sich die Stadt und die großartigen Vorbereitungen zum Turnier an.

Der Tag des Turniers kam. Rings um den Platz waren Tribünen aufgeschlagen, auf denen die Damen der Ritterschaft in prächtigen Gewändern saßen. Das Rennen begann und die beiden Ritter aus dem Brenztal konnten aus den Händen der Ritterfrauen viele Preise entgegennehmen. Der erste Preis war eine schwere, goldene Kette, die der erhalten sollte, der den stärksten Ritter bezwang. Dieser Preis sollte ihm vom schönsten Ritterfräulein, von Julie von Samaldingen, überreicht werden.

Nacheinander wurden die Gegner von Albert von Samaldingen aus dem Sattel geworfen – bis auf Hugo von Hertwartstein, dessen jugendlicher Kraft der Ritter nichts entgegenzusetzen hatte. Von Trompetenklängen begleitet, ritt Hugo vor das Zelt der Damen, wo ihm die Tochter des Besiegten die Kette überreichte. Wenige Monate später reichte ihm Julie ihre Hand am Altar. Hasserfüllt und neidvoll ritt Kuno, der Hellensteiner, vom Turnier allein davon. So, Ritter Hermann von Herwartstein, war Julie von Samaldingen Eure Mutter!“, beendete Kuno seine dramatische Erzählung und fuhr fort: „Meine Abneigung gegen die Herwartsteiner ist seitdem nicht geringer geworden. Mein Hass bleibt bestehen, auch für Euch, den Sohn meines früheren Freundes. Nie wird ein Herwartsteiner meine Tochter erhalten! Hermann von Herwartstein, verlasst diese Burg!“

Lange Zeit lebte Hermann zurückgezogen auf seinem Schloss, bis es ihn eines Tages wieder ins Brenztal zog und er in der Nähe der Burg Hellenstein seine geliebte Berta wiedertraf. Sie eilte ihm überglücklich und mit heißem Herzen entgegen. Arm in Arm gingen sie durch den Frühlingswald im Schloßhau und erblickten von einer hohen Felswand über dem Ugental die Blütenpracht der üppigen Natur. „Wenn Du nicht zu mir gehören darfst, dann soll dich auch kein anderer besitzen“, sagte Hermann, riss Berta in seine Arme, bedeckte sie mit Küssen und stürzte sich mit ihr hinab.

Am nächsten Morgen fand man die beiden Liebenden, noch im Tode eng umschlungen, unter dem Felsen. Seither wird der Ort Hermannruhe genannt.

Quelle: Norbert Pfisterer und Klaus-Peter Preußger, 1. Auflage Oktober 2012, Von Raubrittern und edlen Fräulein, Sagenhaftes aus dem Heidenheimer Land, Heidenheim an der Brenz, Verlag: cmc

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